heiße Feger, fette Kugeln- wie Weihnachten, Patriarchat und Kapitalismus zusammenhängen. Unser Medienscreening Dezember

Bei den meisten von uns sorgen die (Weihnachts-)Feiertage schon für genug Unbehagen und Anspannung. Das mediale Bild von sexy Friede Freude Eierkuchen hinterlässt uns zusätzlich mit dem Gefühl, nicht fröhlich / schlank / verliebt (…) genug zu sein. Rückwärtsgewandte Rollenklischees werden rund um das Familienfest-Weihnachten pompös aufgetischt und vergöttert. Alles ganz im Sinne der Tradition, als wären die letzten 70 Jahre Emanzipation nicht passiert.

Weihnachten ist das Fest des Patriarchats – und Silvester auch

Frauen sind entweder sexuelle Objekte, die durch ihren Körper Freude beim Subjekt (also Männern) hervorrufen sollen oder werden zu Müttern stilisiert, die selbstlos kochen, kümmern, Harmonie schaffen. Selbstbewusste, “non-konforme” Frauen* stören dagegen die Besinnlichkeit und die Ruhe des Jahresausklangs. Weihnachten scheint außerhalb des Mama-Papa-Kind Musters undenkbar. Andere Gender-Rollen, Familien- oder auch Beziehungs-Modelle scheint es nicht zu geben.
Reproduziert werden hierbei Familien-Ideale und Machtverhältnisse zwischen Männern* und Frauen*, die für niemanden gesund und für nichts gut sind, außer um mehr Produkte für die Selbstoptimierung zu verkaufen. Statt einem Gefühl des Neustarts lassen uns die Medien veraltete Schubladen mit ins neue Jahr schleppen. Unser Medienscreening aus der Winterpause zeigt, wie eng Patriarchat und Kapitalismus zusammengehören.

Klischees und verblödete Wortspiele auf jedem Tannenwipfel

Die Redaktionen hatten allerlei Ratschläge bereit, wie sich junge weiße schlanke cis-Frauen für das Fest der Liebe perfektionieren können – als Geschenke, Objekte also. Das sonst kontextlose Bodyshaming, in Schubladen-Schieben und die blanke Sexualisierung von Frauen gewinnt im Dezember nichts außer einer Weihnachtsgeschichte hinzu. Ob „ große Kugeln“, „heiße Feger“ oder es „an Silvester richtig knallen“ lassen – Frauen werden auf ihre (meist runden) Körperteile reduziert, die nichts außer befriedigen sollen. Und eines hören wir in der kalten Jahreszeit am deutlichsten: Frauen gehören ins Schlafzimmer und in die Küche, nach Neujahr dann noch auf die Waage.

3

9

10

8

Die wichtigsten Fragen einer Frau an Weihnachten scheinen immer wieder: “Was soll ich anziehen und was soll ich backen?” Jeden Winter reisen wir zurück in die Dr. Oetker-Werbung von 1954.

2

4

13

Aber auch unter der Kleidung muss alles in Stimmung gebracht werden.

12

11

6

Selbstbewusste Frauen sind unter dem Weihnachtsbaum generell fehl am Platz. Sie sorgen für Stress und “spalten die Familie” – also entweder Ruhe halten, oder Wegfahren! Dabei aber natürlich weiterhin möglichst gut aussehen.

7

5

1

Doch wir wissen alle, die Realität sieht vielfältiger aus als das mediale Bild von Weihnachten uns glauben lässt. Feiertage bieten immer wieder eine gute Möglichkeit, Frauen* in alte Geschlechterrollen zu pressen, als alles noch so viel einfacher war, wie man uns oft erzählen will. Dabei fällt vor allem an Weihnachten auf, wie sehr Frau* im Fokus kapitalistischer Interessen steht: einmal als Konsumentin, die dem Druck der Schönheitsindustrie als auch ihrer Rolle als Mutter, Ehefrau, Versorgerin gerecht werden will. Zum anderen ist sie selbst Objekt „der Begierde“, sie ist also auch selbst Konsumobjekt.

Wir von Gender Equality Media fordern seit langem, dass die sexistische Berichterstattung, vorrangig gegen Frauen*, aufhört. Gerade die Feiertags-Screenings zeigen, dass geschlechterorientierte Unterdrückung maßgeblich durch die Vermischung von Nachrichten und Werbung einhergeht. Solange sich kapitalistische Interessen in Form von advertorials, also Artikel die eigentlich bezahlte Werbung sind, oder Produktplazierungen, in unseren Medien wiederfinden, solange werden diese auch schädliche Rollenbilder mittragen.

Während das Patriarchat im Dezember aber seinen Jahreshöhepunkt zu feiern schien, haben wir neue Kraft und Motivation geschöpft, um 2019 medialem Sexismus den Kampf anzusagen. Wir hoffen, ihr macht mit.

Auf ein neues, das Patriarchat zerschlagendes 2019! #UnfollowPatriarchy

Leave Your Comment Here