Let’s be careful with each other, so we can be dangerous together!

Let’s be careful with each other, so we can be dangerous together! Genau deswegen haben wir uns mit FaulenzA und mit dem SchwuZ in Berlin zusammengetan. Herausgekommen ist eine Podiumsdiskussion, eine Release-Party von FaulenzAs zweiten Studioalbum mit anschließender Hot Topic Party. Also merkt euch den 16. November 2018 schon mal vor und feiert mit uns gemeinsam den Untergang des Patriarchats.

Foto: Alex Giegold

FaulenzA (Marina Doberkau) ist ein echtes Multitalent. Die wortgewaltige und beatreiche Musikerin, die am 30. November 2018 ihr zweites Studioalbum veröffentlicht, ist auch eine der bekanntesten Trans*Aktivistinnen Deutschlands.

So stritt sie sich letztens auf taz.de mit den Störenfriedas über die Ziele von Feminismus und veröffentlichte 2017 mal eben ein eigenes Buch „Support Your Sisters Not Your Cisters.“ Im SchwuZ könnt ihr sie am 16. November auf der Release-Party auf der Bühner erleben und natürlich die neue Platte erwerben. Unsere Johanna hat vorab schon einmal mit ihr über das neue Album und ihre Arbeit gesprochen.

Dein neues Album „Wunderwesen“ kommt am 30. November 2018 raus – herzlichen Glückwunsch erst einmal. Worum geht es in „Wunderwesen“? Was hat dich inspiriert?

„Wunderwesen“ schließt ein bisschen am „Einhornrap“ vom letzten Album an. Ich glaube, ich war sehr lange auf der Suche danach wer ich bin und wie ich sein möchte. Dabei habe ich immer wieder gemerkt damit anzuecken und nicht in Schubladen zu passen. Dabei meine ich Geschlechterklischees, aber auch Szene-Normen und Punk-Coolness und all so was. Langsam gelingt es mir besser mich als vielseitige Persönlichkeit zu akzeptieren und alle Seiten von mir irgendwie wertzuschätzen. Sie nicht als Fehler, sondern als Teil von mir zu sehen. So bin ich ein buntes Wunderwesen, was stolz auf sich ist und nicht in Schubladen reingequetscht werden will. Dazu ermutigen mich Freund*innen. Und dazu möchte ich auch andere ermutigen.

Gender-Klischees und Erwartungen sind ein zentrales Thema in deinen Texten. Was genau kritisierst du?

Zum Beispiel kritisiere ich, dass so viele Menschen ein Klischee im Kopf haben, wie eine Frau und wie ein Mann auszusehen hat. Dass sie denken, eine Frau hat eine Vulva und große Brüste, eine hohe Stimme, keine Bartstoppeln, ein schmales Kreuz, weiche Gesichtszüge, eine Körpergröße, die nicht die Norm übersteigt und und und. Wie soll man nur diesen Erwartungen gerecht werden? Das geht gaaaar nicht. Es geht auch gar nicht klar, dass so viele Menschen davon ausgehen, dass es nur zwei Geschlechter gibt. Dass Menschen andere Personen gegen ihren Willen in die Kategorie Mann oder Frau stecken, sie falsch ansprechen, ihnen mit blöden Fragen auf die Nerven gehen und so weiter. Ich möchte mehr Akzeptanz von Vielfalt und weniger Klischees.

Du bist eine der wenigen Trans*Frauen in der deutschen Musikszene. Dein öffentliches Coming Out hattest du 2012. Seitdem ist viel passiert: einerseits ist die #MeToo-Bewegung entstanden, andererseits ist die AfD in den Bundestag eingezogen. Wie bewertest du diese Entwicklungen?

Ich finde es stark von Menschen sich zusammen in der #MeToo Bewegung gegen sexualisierte Gewalt zu engagieren. Es kostet so viel Mut mit eigenen Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich hatte in den letzten Jahren einige Krisen zu überstehen. Um mich selbst stabil zu halten habe ich so wenig wie möglich die schrecklichen Nachrichten verfolgt. Trotzdem bekomme ich das stetige erstarken der Rechten in Deutschland und in anderen Ländern mit. Mir kommt es so vor, dass Angriffe auf TransPersonen in den letzten Jahren mehr geworden sind. Auch bei mir im Viertel. Ich höre von rassistischen Übergriffen. Der Rassismus in der Gesellschaft wird ordentlich von BILD, AFD und co angestachelt und ist mehr und mehr akzeptiert und Normalität. Mir macht es große Sorgen wohin das noch führen kann. Ich habe wieder mehr angefangen auf Demos zu gehen und mich politisch zu engagieren.

Ist dir auch bei deinen Auftritten etwas in diese Richtung aufgefallen?

Foto: faulenzA

Bei meinen Auftritten sind zum Glück meistens Menschen, die sich klar gegen Rassismus und Transfeindlichkeit positionieren. Das sind auch Momente für mich, die mir viel Kraft geben das alles auszuhalten. Wo wir uns als queerfeministische und linke Community, glaube ich, gegenseitig viel Kraft geben. Ich finde es aber auch spannend Konzerte außerhalb der Szene zu spielen. Da bekomme ich noch ganz anderes Feedback. Leider nicht immer gutes. Zum Beispiel werde ich manchmal von sogenannten „Radikalfeministinnen“ angefeindet, die mich dafür hassen, dass ich selbstbewusst als TransFrau auf der Bühne stehe. Ich mache aber auch viel Straßenmusik mit Akkordeon in U-Bahnhöfen oder bei warmem Wetter draußen. Da kommt es manchmal vor, dass rechte Leute mich im Vorbeigehen beleidigen oder Leute sich über mein trans-sein Lustig machen und all so ein Scheiß.

Als ich dich das erste Mal auf einer Demo in Berlin performen gesehen habe, ist eine Zeile besonders hängen geblieben: „frag mich nicht ich mag dich nicht“. Gleichzeitig gibst du in deinen Liedern sehr persönliche Eindrücke und Erfahrungen wieder. Widerspricht sich das nicht?

Ich hoffe, dass meine Lieder und die Aufklärungsarbeit von queeren Gruppen und Vereinen dazu beitragen für queere Themen und eigenes Diskriminierungsverhalten aller Art zu sensibilisieren. Ich glaube, jeder noch so kleine Schritt in diese Richtung ist meeega wichtig. So dass vielleicht immer ein klein bisschen weniger Leute auf der Straße gefragt werden: „Bist du Mann oder Frau?“ Oder „Aus welchem Land kommst du?“ und so weiter…

Als prominente TransFrau bist du vielen ein Vorbild. In welchem Lied von deiner neuen Platte sprichst du am direktesten zu anderen TransPersonen und welche Botschaft möchtest du ihnen vermitteln?

Foto: SchwuZ

Es gibt zum Beispiel ein Lied das „Reclaim the Stage“ heißt. Mich ermutigen immer wieder tolle queere Personen dazu selbstbewusst zu sein und trotz all der Scheiße auf die Bühne und in die Öffentlichkeit zu gehen. Und gerade wegen all der Scheiße. Personen, die stark von Diskriminierung betroffen sind, haben es besonders schwer sich in der Gesellschaft zu behaupten, gesehen und gehört zu werden. Ich hoffe, dass auch ich Menschen darin bestärken kann, an sich zu glauben und sich nicht zu verstecken.

Deine Album-Release-Party findet zusammen mit Gender Equality Media e.V. (GEM) statt. Warum hast du dich für eine Partnerschaft mit GEM entschieden und was erwartet die Leute bei diesem Event?

Personen aus der Gruppe haben einmal einen Auftritt für mich organisiert. Ich fand die Zusammenarbeit so nett, dass ich sie gefragt habe, ob sie nicht Lust hätten, meine Releaseparty zu veranstalten. Ich war so glücklich über ihre Zusage, denn sie sind mit viel Begeisterung und Engagement dabei. Das macht richtig Spaß. Das was wir nun auf die Beine gestellt haben, übersteigt meine Erwartungen. Es gibt eine spannende Podiumsdiskussion über Empowerment gegen medialen Sexismus, die von Tarik Tesfu moderiert wird. Dann folgt ein Konzert mit Carmel Zoum, Lady Lazy, Djane Romi und mir. Mit Lady Lazy und Carmel Zoum habe ich wieder gemeinsame Tracks auf dem neuen Album, die wir da zum Besten geben werden. Das Ganze geht dann in die „Hot Topic“-Party im SchwuZ über.

Wir danken dir für dieses Interview!

Ich danke euch für das Veranstalten der Party und für euer Interesse! Vielen Dank auch an alle Lesenden! Und hoffentlich sehen wir uns dann am 16. November im SchwuZ um gemeinsam mein „Wunderwesen“-Release zu feiern.

Hier geht es zu der Facebook-Veranstaltung: Klicken + zusagen!

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