Boykottiert sexistische Sommerpresse!
- #metoo, BILD, Mediascreening, Medien
- 18.06.2019
Es ist heiß, der Sommer ist da und wie jedes Jahr bringen Medien passende Themen zum Jahreszeitenwechsel auf die Agenda: Rezensionen über die beste Strandlektüre, Tipps für den leckersten Grillabend oder eine Aufzählung der schönsten Urlaubsorte in Europa. Es gibt also allerhand Dinge, die man mit der sonnigen Jahreszeit verbindet. Und doch findet man zur Illustration jeglicher Beiträge immer wieder das gleiche Motiv: eine Frau*, meistens leicht bekleidet.
Öffnet man auf BILD online die Themenseite Sommer, sieht man genau dies als allererstes. Bei einem Artikel über Bademode wäre das ja auch irgendwo gerechtfertigt. Ansonsten, liebe BILD, könnte man von der patriarchalischen Idee, dass man etwas am liebsten liest, wenn man am Anfang eine halbnackte Frau* betrachten kann, auch mal abweichen. Ein weiblicher* Körper darf nicht instrumentalisiert werden. Er ist weder Werbeträger noch Leser*innen-Attraktion.
Kaum ein Beitrag kommt ohne halbnackte Frau aus
Je näher der Sommer rückt, desto relevanter erscheint auch das Thema „Sommer-Body“ wieder. Trotz Zeiten von #bodypositivity vermitteln einige Medien weiterhin den Eindruck, ein Körper müsse in „perfekter“ Form sein, um baden zu gehen. Die weite Verbreitung des Themas und die überall auffindbaren Tipps, wie man möglichst schnell, möglichst viel Gewicht verliert, geben kaum Raum zu sagen: „Das ist mein Körper und er ist gut so“. Ein guter Sommer besteht aber sicher nicht darin, sich darum zu sorgen, dass sein Körper möglichst gut in ein von der Konsumgesellschaft aufgestelltes „Ideal“ passt.
Ist #bodypositivity die Lösung?
Die ständige Konfrontation mit dem Thema Sommerfigur, stößt bei vielen Menschen eine Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrem Körper an. Dabei werden vorrangig Frauen* angesprochen. Ein Grund dafür ist die patriarchalische und völlig oberflächliche Vorstellung, dass der Körper einer Frau* auf eine bestimmte Weise geformt sein muss. Trotz des großen Kampfes gegen diese Ansichten, bleibt dieser sexistische Blick in vielen Köpfen verankert. Wie kann er auch nicht verankert sein, wenn Medien diese Ansichten weiterhin jeden Sommer aufs Neue propagieren? Journalismus hat eine Orientierungsfunktion für die Gesellschaft. Jedes Medium sollte sich darüber bewusst sein, dass die Themensetzung und Darstellungen Leser*innen beeinflussen.
Studien belegen das Problem
Einer Studie von forsa im Jahr 2016 zufolge, haben nur 29% der befragten Männer schon mindestens eine Diät gemacht, während es bei den befragten Frauen ganze 52% sind. Dabei sollte man die Wirkungskraft von Medien und den von ihr propagierten Körperidealen nicht unterschätzen. Gerade für junge Mädchen* können Diätratgeber oder Schlagzeilen darüber, dass Promi XY zwei Gramm zugenommen hat, kritisch für ihr Körperempfinden sein. Die ständige Sorge um das Aussehen und die Körperform kann sich enorm früh einprägen und lässt dann so schnell nicht los. Rund 35% der Mädchen im Alter von 16 Jahren zeigten in einer Studie des Robert-Koch-Instituts Hinweise auf eine Essstörung.
Lest keine sexistischen Medien!
Gerade deshalb gilt: Ein Körper definiert weder einen Menschen noch einen Sommer. Trotz allem Druck, den die Gesellschaft und auch die Medien durch diese Art von Berichterstattung ausüben, sollte niemand vergessen, dass wir alle aus weitaus mehr bestehen als dem, was andere von uns sehen. Vielleicht sollte es uns allen mal ganz egal sein, dass wir nicht so aussehen, wie das weibliche* Model auf dem Foto. Es sollte uns auch ganz egal sein, wie die Frau* da aussieht. Medien schreiben, was Nutzer*innen gerne lesen. Würde man es schaffen, diesen Beiträgen keine Reichweite zu geben, würde vermutlich viel weniger davon produziert werden. So schwer es auch sein mag, gebt dieser Berichterstattung keine Fläche. Lasst euch keine Flausen in den Kopf setzen. Folgt keinem veralteten Ideal. Ob ihr euch wohlfühlt oder nicht entscheidet ihr selbst, nicht die Medien. Also geht raus und genießt den Sommer, so wie ihr es wollt!
Ein Beitrag von Sarah Wagner