Der Sommer in Deutschland – nur weiße, junge Mädchen!

Ihr erinnert euch? Vor nicht allzu geraumer Zeit war Sommer und es war extrem heiß. Was die hohen Temperaturen aber noch unerträglicher machte, war die mediale Sommer-Berichterstattung. Auf die Spitze getrieben wurde der ganze Mix aus Sommerloch, absurden Artikeln und kollektivem Jammern über schlaflose Nächte jedoch durch die Unmengen an fehlplatzierten, sexistischen Bildern und Überschriften.

Besonders auffällig war dabei, dass unsere Medien den Sommer wohl vor allem mit leichtbekleideten Frauen zu assoziieren scheinen. Genauer gesagt schien die Redaktions-Challenge der letzten Monate gewesen zu sein: Wie kann Thema X möglichst mit Fotos von jungen, weißen Mädchen bebildert werden? Dieses immerzu wiederkehrende sexistische und rassistische Muster  hat uns dazu veranlasst, unser erstes monatliches GEM-Medienscreening unter diesem Fokus zu launchen.

Voilà! Im folgenden haben wir für euch das ganze Ausmaß anhand eines worst-of an Meldungen zusammengetragen. Es ginge auch ganz ohne Schummeln und noch viel einfacher: Sich einfach keine Platte über Sommer-Teint und Co. machen.

Ratespiel – Finde den Zusammenhang zwischen Bildüberschrift und Illustration? Du siehst keinen? Glückwunsch, du hast gewonnen (nein, kein Stern Jahresabo).

Wir dachten eigentlich, es ginge um Bücher…

…oder Kameras?

…oder Handys?

Anscheinend können all diese Dinge nicht für sich allein stehen und müssen jeweils in den Händen einer Frau* gehalten werden. Dies ist äußerst problematisch, da der weibliche* Körper zu einem reinen Deko-Objekt reduziert wird. Hier reicht es, wenn eine Frau* einfach nur ein Objekt in der Hand hält. Auch ein Bett wäre kein Bett, läge nicht eine Frau* drin, oder Focus und Bild?

Dasselbe gilt natürlich auch für eine Dusche.

Und ja, Bild, sicherlich gibt es verschiedene Hitzetypen (euer Artikel) – warum bloß mangelt es aber immer an Diversität bei euren Stockfotos?

Wer ist Schuld? Also wir würden hier wohl eher auf die Bildredaktion tippen.

Dem Foto zu urteilen, vielleicht indem einfach zwei Frauen* reinspringen?

Hier und da gibt es Diversity-Versuche, aber nichtsdestotrotz bleiben sie immer bei jung, schlank, makellos.

Wahrscheinlich kommt erstmal der Herbst. Aber die Befürchtung ist groß, dass die sexistische Bebilderung auch bis zum nächsten Sommer und darüber hinaus anhalten wird.

Und hier ist schon der erste Beweis.

Warum ist es problematisch, wenn in den Medien überall nur weiße, junge Frauen abgebildet werden? Erstens weil sie in den Bildern sind, aber weiblichen* Persönlichkeiten sonst kaum Raum in der Berichterstattung geboten wird. Der weiße, junge Frauenkörper ist das Objektifizierungsmodell des Kapitalismus schlechthin. Dies aus dem simplen Grund, weil sich nichts besser als leere Projektions- und Assoziierungs-Fläche eignet, als ein Körper dem medial seit jeher jeder Charakter abgesprochen wurde. Zweitens vermittelt diese Darstellung unrealistische Körperideale durch die Allgegenwärtigkeit einer ganz bestimmten Körpernorm – jung, weiß, schlank, makellos und cis. Dabei ist der Sommer aber nur ein Beispiel für diese Diskriminierungsmechanismen gepaart mit der Etablierung falscher gesellschaftlicher Realitäten. Und weil wir wissen, dass der Sommer nicht nur weiß und jung ist, sehen wir die Medien in der Verantwortung nicht nur sexistische Berichterstattung zu beenden, sondern auch endlich mehr (Körper)-Vielfalten zu abzubilden.

 

Die gezeigten Beispiele sind nur eine kleine Auswahl von unserem Medienscreening „Der Sommer in Deutschland – nur weiße, junge Mädchen!“.

 

 

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